Page 10 - Hvar entdecken
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ließen  sie  unbehelligt  in  einer  Festung  wohnen,  welche  höchst  unzugänglich  war.  (Diodoros  von
                                                      Sizilien, Bibliotheka Historica)
                                                      In den folgenden Jahren lieferten sich die griechischen Neusiedler in der Bucht von Stari Grad
                                                      Kämpfe  mit  6000  Illyrern,  die  den  alteingesessenen  Hvarer  Einwohnern  zu  Hilfe  gekommen
                                                      waren. Dank der Unterstützung der Griechen durch die Flotte Dionysios’ d. Älteren, des Tyrannen
                                                      von Syrakus, wurden die Illyrer vernichtend geschlagen. Die in Stari Grad gefundene Steininschrift
                                                      Die Einwohner von Pharos entwaffneten die Jadasiner und ihre Verbündeten, die sich auf die damali-
                                                      gen Ereignisse bezieht, ist das älteste schriftliche Dokument im kroatischen Küstenbereich.
                                                      Die griechischen Kolonisten bestellten die Ackerfläche im Inselzentrum, die als größtes und zu-
                                                      gleich  fruchtbarstes  Anbaugebiet  der  adriatischen  Inselwelt  gilt.  Durch  das  Anlegen  gerader
                                                      Wege  parzellierten  sie  die  Gesamtfläche in 70 Flurstücke (180 x 900 m), die sie untereinander
                                                      aufteilten. Diese bis heute sichtbare Parzellierung durch die Griechen ist im gesamten Mittel-
                                                      meerraum das besterhaltene Beispiel seiner Art.
                                                      Nicht weniger bedeutsame Spuren im geschichtlichen Werdegang von Pharos hinterließ der zur
                                                      alteingesessenen Inselbevölkerung von Hvar gehörende Feldherr Demetrius. Über mehrere Jahre
                                                      gelang es ihm, sich als Herrscher eines illyrischen Staates zu behaupten, dessen Staatsgebiet bis
                                                      zur albanischen Küste reichte. Im Jahr 219 v. Chr. musste er sich zwar den Römern nach einer
                                                      Schlacht  bei  Pharos  geschlagen  geben  (auch  diese  Schlacht  fand  übrigens  in  der  Bucht  von
                                                      Stari  Grad  statt),  aber  später  unternahm  er  immer  wieder  Versuche,  seine  Heimatstadt  durch
                                                      eine Mischung von Diplomatie und Intrigen zurückzugewinnen. Er starb 214 v. Chr. bei kriege-
                                                      rischen  Auseinandersetzungen  um  den  peloponnesischen  Ort  Messene,  in  die  er  als  Berater
                                                      des makedonischen Königs Philip V. involviert war.
                                                      Ab der Mitte des 1. Jh. v. Chr. erlebte sowohl die Stadt als auch die gesamte Insel Pharos eine
                                                      endgültige Romanisierung. Das römische Pharia, Hauptgemeinde der Insel, pflegte zwar weiter-
                                                      hin seine Tradition als griechische Stadt, aber die jahrhundertelang geltende römische Friedens-
                                                      ordnung Pax Romana ermöglichte die Entwicklung eines Lebens auf dem Lande, und zwar auf
                                                      jedem fruchtbaren Stückchen Erde, das die Insel hergab. Deshalb findet man kaum ein Tal zwi-
                                                      schen Sućuraj und den Paklinski-Inseln, in dem nicht irgendwo die Mauerreste eines ländlichen
                                                      Anwesens (villa rustica) stehen. In der Spätantike gewannen neben Pharia auch andere Inselorte
                                                      an  Bedeutung,  von  denen  zwei  besonders  zu  erwähnen  sind:  Lesina  (auch  Lisina,  Lesna  und
                                                      Liesna) an der Stelle der heutigen Stadt Hvar sowie die sog. Civitas Vetus Ielsae auf der Halbinsel
                                                      Gradina, auf der sich heute der Ortsfriedhof von Jelsa befindet.
                                                      Nach dem Vordringen der Slawen  im 7./8. Jh. geriet Hvar unter die Herrschaft der Neretvaner
                                                      (auch Neretljaner, Narentaner),  einer  slawischen Volksgruppe, die  sich  im  Mündungsgebiet  der
        Die St.-Cosmas-und-Damian-Kirche
                                                      Neretva angesiedelt hatten. In dieser Zeit entstanden an den Südhängen des Anbaugebiets von
                                                      Stari  Grad  die  Dörfer  Dol  und Vrbanj  sowie  der Weiler  Pitve  (möglicherweise  bestanden  diese
                                                      Siedlungen aber auch schon vorher). Nachdem Hvar im 11. Jh. durch seine Zugehörigkeit zum
                                                      neretvanischen  Fürstentum  dem  Königreich  Kroatien  bzw.  Kroatien-Ungarn  unterstellt  worden
                                                      war,  schlossen  sich  die  Inselbewohner  1278  freiwillig  der  Republik  Venedig  an.  In  den  darauf
                                                      folgenden Jahren begann der Ausbau der Stadt Hvar, die zu jener Zeit Novi Grad (Neue Stadt)
                                                      genannt  wurde;  aber  sie  war  auch  weiterhin  unter  dem  Namen  Liesna  bekannt,  der  alten
                                                      slawischen  Bezeichnung  für  diesen  sicheren  Hafen  auf  der  langen  Adriaroute.  Der  Bischofssitz
                                                      des 1154 in Stari Grad (Alte Stadt) gegründeten Bistums Hvar wurde nun in Novi Grad errichtet.
                                                      1331  wurde  das  sog.  Statut  von  Hvar  aufgestellt.  Es  legte  nicht  nur  die  Grenzen  des  Hvarer
                                                      Kommunalgebietes  fest,  zu  dem  außer  den  Inseln  Hvar  und  Vis  auch  die  umliegenden
                                                      kleineren Inseln gehörten, sondern war vielmehr ein umfassendes gesellschaftliches Regelwerk.

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